Ausgangslage
Die MigrantInnen wurden in einer anderen Kultur sozialisiert. Dies trifft insbesondere für die Eltern von Migrantenfamilien zu. Sie bringen neben anderen Werten und Normen auch eine andere Art der Kommunikation mitsowie andere Strategien zur Bewältigung von Konflikten, Krisen und schwierigenSituationen. Sie setzen andere Ziele in der Erziehung, andere Prioritäten in der Bewältigung der Alltagsaufgaben und nehmen die Familienfunktionen teilweise anders wahr. Sie bringen aber auch unbewältigte Erfahrungen aus dem Heimatland (Bildungsstand, Armut, Traumatisierung, Unterdrückung, Erniedrigungen, Vergewaltigung etc.) mit, was sich zusätzlich belastend auf die aktuelle Lebenssituation auswirken kann.
Sie sind oft durch Systemgrösse, unterschiedliche Rollenerwartungen, eine andere Wahrnehmung der Familienfunktionen sowie durch eine andere Wahrnehmung von Erziehungsstilen und Erziehungszielen gekennzeichnet. Dies kann zu Widersprüchen und Schwierigkeiten bei der Bewältigung des hiesigen Lebenskontextes führen. Auf der einen Seite müssen sie die Pflichten und Erwartungen der schweizerischen Gesellschaft und auf der anderen Seite die Pflichten und Erwartungen der Herkunftsgesellschaft und -familie erfüllen. In diesem Spannungsfeld zwischen zwei Kulturen und unterschiedlichen Erwartungen können in den Familien Situationen entstehen, welche ohne eine fachliche Unterstützung nicht bewältigt werden können.


Migrationsspezifische Herausforderungen
Vor dem Hintergrund der geschilderten Ausgangslage müssen nebst der erforderlichen sozialpädagogischen Fachkom petenzund den entsprechenden Methodenkenntnissenin der Arbeit des Familiencoachings verschiedene migrationsspe zifische Risikofaktoren erkannt und benannt werden. Bestimmte Risikofaktoren treten aufgrund unterschiedlicher Bedingungen bei Migrationsfamilien häufiger auf als bei Familien, welche mit dem hiesigen Kontext vertrautsind. Nebst den bekannten Risikofaktoren werden deshalb in der Elternarbeit mit MigrantInnen die migrationsspe zifischen Risikofaktoren erfragt, berücksichtigt und in den Arbeitsprozess miteinbezogen. Die Erfahrungen mit Familiencoaching im Migrationsbereich zeigen, dass dieses Vorgehen als Grundlage für eine gelungene und nachhaltige Intervention in entsprechenden Familiensystemen betrachtet werden kann.
Der Aufbau des Arbeitsbündnisses ist bereits bei den Klientinnen der gleichen Kultur eine sehr anspruchsvolle Aufgabe und mit Risiken verbunden. Vielfältige Verunsicherungen z.B. häufiger Zwangskontext, bereits bestehende Androhung von Kindesschutzmassnahmen (insbesondere Fremdplatzierung), Vorurteile gegenüber der Mehrheitsgesellschaft auf Grund von individuellen Erfahrungen, mangelndem Wissen und Verständnis für institutionelle Massnahmen bzw. Unterstützung erschweren bei MigrantInnen häufig den Aufbau des Arbeitsbündnisses.Das hatzur Folge, dass der Zeitaufwandfür die notwendigen Klärungen und die Herstellung des Arbeitsbündnisses oft höher ist.
Spezifische Aspekte interkulturelle Kompetenzin der Familienarbeit: Unter Umständen kann der Aufbau eines Arbeitsbündnissesdurch den Einsatz von Fachpersonen aus der gleichen Herkunftskulturerleichtertwerden und dies trägt dazu bei, dass die Einsatzzeitin der Familie verkürzt werden kann.


Zielgruppe
Das Angebot von proIntegra, sozialpädagogische Familienbegleitung, Familiencoaching, Mediation, Gefährdungsabklärung und Krisenintervention sowie Projektarbeit im Migrationsbereich richtet sich an alle Familien mit einem Migrationshintergrund und an binationale Familien, welche vorläufige Unterstützung bei ihrer Alltagsbewältigung und den Erziehungsaufgaben benötigen. Mit unserem Angebot sprechen wir die albanisch sprechende Bevölkerung an, sowie die südslawischen und allgemein Migranten aus dem balkanischen Sprach- und Kulturraum (Kosovo, Mazedonien, Serbien, Albanien, Montenegro, Kroatien und Bosnien und Herzegowina). Unter anderen in: Albanisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch, Mazedonisch und Türkisch.